Dienstag, 10. April 2018

Singen mit Flüchtlingen... warum nicht mal ohne Flüchtlinge?

von Thomas Heck...

Manche Geschichten kann man sich kaum ausdenken. Da lernt man extra für Flüchtlinge Teile des Lied "Bruder Jakob" auf arabisch und will letztlich mit den Flüchtlingen gemeinsam singen, doch wer kommt nicht? Die Flüchtlinge, die vermutlich beruflich zu angespannt waren, um der netten Gutmenschen-Geste folgen zu können. Oder denen muss etwas "handfesteres" geboten werden. Wie dem auch sei. Na, dann singt mal schön, Ihr Trottel...


خوي حسن, خوي حسن

زيد نعسو, زيد نعسو
حتى يضرب ناقوسنا, حتى يضرب ناقوسنا
عاد نفيقو, عاد نفيقو



Chūī hasanin, Chūī hasanin

Zaīdu nʿsū, Zaīdu nʿsū
Hattā īdriba nāqūsunā, Hattā īdriba nāqūsunā
ʿāda nfīqū, ʿāda nfīqū



Bruder Jakob, Bruder Jakob,

Schläfst du noch? Schläfst du noch?
||: Hörst du nicht die Glocken? :||
Ding dang dong, ding dang dong.





Stuttgart-MöhringenFlüchtlinge fehlen beim Singen mit 

Flüchtlingen

Von Eileen Breuer 
Der Internationale Chor hat gehofft, bei einer musikalischen Veranstaltung in Stuttgart-Möhringen mit Geflüchteten in Kontakt zu kommen. Allerdings kam es dann letztlich ganz anders. 


Der Internationale Chor lässt sich die Laune nicht verderben und singt, auch wenn kein einziger Flüchtling gekommen ist. Foto: Eileen Breuer
Der Internationale Chor lässt sich die Laune nicht verderben und singt, auch wenn kein einziger Flüchtling gekommen ist. Foto: Eileen Breuer

Möhringen - Eigentlich hatte das Willkommenscafé ein gemeinsames Singen mit dem Internationalen Chor für die Flüchtlinge aus den umliegenden Unterkünften organisiert. Am Ende waren es aber nur Anwohner, an die die Mitglieder des Internationalen Chors Liedblätter verteilten. Von den eingeladenen Flüchtlingen kam am Samstag keiner in die Auferstehungskirche.



Klaus Eberle, Organisator vom Willkommenscafé, zeigte sich davon enttäuscht. Gemeinsam mit den anderen Mitstreitern hatte er die Einladungen unter anderem in Flüchtlingsunterkünften im Fasanenhof, in Möhringen und auf der Rohrer Höhe verteilt. Ein paar der Flüchtlinge hatten schon mündlich zugesagt, gekommen waren sie trotzdem nicht. „Die Broschüre war auch nur auf Deutsch verfasst, vielleicht war das ein Fehler“, sagte Eberle. 

Das Interesse daran ist gebröckelt

Das Willkommenscafé will Flüchtlinge und Anwohner außerhalb der Unterkünfte zusammenbringen. Das Konzept hatte anfangs ein wöchentliches Treffen vorgesehen, bei dem man miteinander ins Gespräch kommen konnte. „Irgendwann ist das Interesse daran aber gebröckelt, sodass es sich nicht mehr gelohnt hat, sich dafür jeden Dienstag zu treffen“, sagte Eberle. Ein neues Konzept musste her: Unter demselben Namen lud man nun dazu ein, die deutsche Sprache zu üben. Aber auch dafür hält sich das Interesse in Grenzen. 
Deshalb habe man sich dafür entschieden, einzelne Veranstaltungen zu organisieren. „Wir haben gelernt, die Voraussetzungen und Erwartungen ständig zu überdenken. Es sind völlig verschiedene Menschen, die aufeinandertreffen. Wir müssen auch lernen, wie diese Menschen empfinden“, sagte Eberle. Dieses Mal ging die Idee mit dem gemeinsamen Singen in der Kirche nicht auf. „Vielleicht hätte man die Flüchtlinge an die Hand nehmen und mit ihnen hierher gehen müssen“, sagte Eberle. 
Die Sänger ließen sich am Samstag die Laune allerdings nicht verderben. Gemeinsam sangen alle einen Kanon auf die altbekannte Melodie „Bruder Jakob“. Der Text wurde umgeschrieben, sodass man mit seiner Hilfe ein paar Wörter Arabisch lernen konnte. Da die Sonne strahlte, wechselten die Sänger den Ort und gaben die Lieder an der frischen Luft zum Besten. 

Das Konzept muss überdacht werden

Für das nächste Mal müsse man das Konzept überdenken, schlussfolgerte Eberle. Simone Jackel, die Leiterin des Internationalen Chors, hatte da auch gleich einen Vorschlag: „Wir sind schon direkt in die Flüchtlingsheime und haben dort gesungen.“ Auch sie findet es schade, dass kein Flüchtling der Einladung gefolgt ist. „Aber wir müssen eben andere Wege finden“, sagt sie. 
Simone Jackel gründete den Chor vor zwei Jahren. Ihre Idee dahinter war, Menschen mit Hilfe von Musik zusammenzubringen: „Wir sind eine Welt, und ich finde, es ist wichtig, Wege zu finden, in Kontakt zu kommen“, sagt sie.
Trotz der Flaute am Samstag hält Jackel Musik nach wie vor für den richtigen Weg. „Es ist schwierig, miteinander in Kontakt zu kommen, wenn man verschiedene Sprachen spricht. Mit Musik ist das aber ganz einfach.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen