Donnerstag, 30. Oktober 2014

Bundeswehr und Attraktivität - eine Analyse

von Thomas Heck

Die Bundeswehr hat ein massives Problem. Das hat jetzt sogar Ursula von der Leyen erkannt und versucht, durch geeignete Maßnahmenpakete die Attraktivität der Streitkräfte zu verbessern. Das Ziel: geeignetes Personal in ausreichender Zahl. Auch damit wird sie scheitern, weil die Bundeswehr und die Gesellschaft ein grundsätzliches Problem hat.

Der Beruf des Soldaten ist ein besonderer Beruf. Ich kann das beurteilen. Ich habe diesem Land 12 Jahre als aktiver Soldat und Offizier gedient und leiste bis heute meinen Betrag als Stabsoffizier der Reserve. Ich weiss also wovon ich rede, wenn ich sage, dass in keinem anderen Beruf bereits im Arbeitsvertrag steht, ggf. sein Leben und seine Gesundheit aufs Spiel zu sein. 

"Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes, tapfer zu verteidigen" - So lautet die Eidesformel. Das "tapfer zu verteidigen" impliziert, das Thema Tod und Verwundung billigend in Kauf zu nehmen ist.  Diese Erkenntnis erlangt so mancher Soldat erst später, doch jeder sollte sich bei Dienstantritt darüber im Klaren sein. Und jeder, der diesen Eid schwört, sollte sich vorher überlegen, ob dieser Staat diesen Einsatz wert ist.

Verteidigung ist Aufgabe und Verantwortung des gesamten Volkes und sollte demnach auf vom gesamten Volk wahrgenommen werden. So etwas nennt man Wehrpflicht. Man zwingt alle Bürger, auch die, die eigentlich nicht wollen, ihren Beitrag zur Landesverteidigung zu leisten. Doch davon ist Deutschland heute weit entfernt. Dies Bundeswehr erreicht den normalen Bürger nicht mehr. Nur der, der schon eine gewisse Affinität zur Armee hat, wird die Bundeswehr als Arbeitgeber in die nähere Auswahl nehmen. Viele Soldaten scheitern in der Grundausbildung, weil eine Grundausbildung nun mal nicht angenehm ist, sondern eine harte körperliche und geistige Herausforderung, der manche schlichtweg nicht gewachsen sind.

Doch beim Wehrpflichtigen hat das keinen interessiert. Denn ihn hat man gezwungen es durchzustehen. Mit Motivation, mit Vorbild und manchmal mit Maßnahmen, die nicht den Spielregeln der Demokratie entsprechen. Denn die Bundeswehr verteidigt die Demokratie, sie praktiziert sie nicht. 

Während der Zeitsoldat heute bei körperlichen und geistigen Hänger auch das Handtuch werfen kann und schlichtweg kündigt, war dies dem Wehrpflichtigen nicht vergönnt. Er musste durchhalten und das funktionierte so gut, dass die Bundeswehr 50% ihres Nachwuchses an Offizieren und Unteroffizieren aus den Wehrpflichtigen rekrutierte. Menschen also, die heute keinerlei Berührung mit der Bundeswehr haben würden.

Die Folge: Fähiges Personal wird nicht mehr erreicht, die Anforderungen müssen immer weiter heruntergeschraubt werden, viel Geld muss für Marketingmaßnahmen ausgegeben werden, was in lächerlichen Werbespots im Kino zu Gelächter führt. Und, was noch schlimmer ist: das wachsende Desinteresse einer Bevölkerung, deren Kinder eben nicht mehr zur Bundeswehr müssen.

Für mich gibt es da nur eine Lösung, die eigenartigerweise mit der globalen Sicherheitslage korreliert. Die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht.

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